Der Wurm für den Leser…

…oder

Neugier wecken, Leser angeln

oder

Gute Titel, schlechte Titel

oder

In wenigen Worten liegt eine ganze Welt

oder

Die wichtigsten Tipps für die beste Überschrift

oder, oder, oder…

Was für den Angler der Wurm, das ist für den Texter die Überschrift. Denn die Überschrift eines jeden Texts ist unser Köder. Sie ist das, was man als erstes von einem Text sieht – sei es beim dicken Schmöker im Buchladen oder bei der Google-Suche. Im besten Fall verführt die Überschrift den potentiellen Leser zum Anbeißen – Verzeihung – zum Lesen natürlich.

Das sind ganz schön hohe Erwartungen, die da an ein paar wenige Worte gestellt werden. Kein Wunder, dass es schon manch einen Schreiberling zur Verzweiflung getrieben hat, die richtige Überschrift für seinen Text zu finden. Und wer weiß, welch potentielle Weltliteratur der Menschheit verloren ging, nur weil der Autor niemals den richtigen Titel für sein Werk fand…

Bei mir ist es mit dem Finden eines schönen Titels ganz unterschiedlich. Einmal kommt mir eine tolle Idee für die Überschrift nur so zugeflogen schon bevor ich weiß, was ich im Fließtext schreiben will. Dann wieder brauche ich für das Zusammenreimen lockender Eingangsworte mehr Zeit als für das Schreiben des restlichen Artikels. Letzteres übrigens eins von vielen Argumenten gegen eine Bezahlung pro Wort – aber das ist ein anderes Thema und soll ein andermal ausgeführt werden. Im Folgenden soll es um die wichtigsten Tipps für eine knackige Überschrift gehen.

So findet man die besten Überschriften

Wer die perfekte Überschrift für seinen Text finden will, sozusagen den Deckel zum Topf in dem die Worte brodeln, der kann sich zunächst die Frage stellen, was so eine Überschrift ausmacht. Sie sollte des geneigten Lesers Neugier wecken und ihn zum Lesen des folgenden Textes animieren – klar, alter Hut. Aber es gibt da natürlich ein paar konkretere Tipps, die man beherzigen kann, wenn zunächst die Worte fehlen:

  • Jede Überschrift ist ein Versprechen. Schon die Überschrift sollte dem Leser zeigen, dass er einen Mehrwert aus dem Lesen des folgenden Textes gewinnt, dass ihm bei der Lösung eines Problems geholfen wird oder dass es etwas Interessantes oder Neues für ihn durch den folgenden Text zu entdecken gibt.

Aber immer daran denken: Ein Versprechen muss man auch halten!

  • In der Kürze liegt die Würze! Das Weniger-ist-mehr-Prinzip gilt vor allem für Überschriften. Zu viele oder auch zu ausgefallene Worte wirken auf den Leser in der Regel abschreckend. Gerade beim Stöbern in den Weiten des Internets neigen Leser dazu, die Überschriften nur kurz zu scannen und sich auf die Schnelle zu entscheiden, ob ein Text lesenswert erscheint oder nicht. Ein Titel wie Treffen des Schriftstellervereins Unterendbach anlässlich der Wahl zum Romantitel des Jahres lockt wahrscheinlich keinen potentiellen Leser hinterm Ofen hervor.
  • Fakten gehen vor Beschreibungen: Den Leser interessieren Ergebnisse. Um bei unserem Schriftstellerverein zu bleiben – ein Titel wie Eklat: 20. Treffen des Schriftstellervereins endet im Streit könnte das Interesse daran wecken, wie das nur passieren konnte.
Übrigens: Erstaunlich viele Menschen lieben Zahlen in Überschriften. Überschriften, die Auflistungen versprechen wie 10 ultimative Tipps für die perfekte Überschrift locken über 30 Prozent der Leser an – allerdings nur, wenn die Zahl auch als Ziffer geschrieben wird und nicht als Wort ausgeschrieben ist.

 

  • Beziehe den Leser ein: Viele Menschen mögen es, wenn sie sich persönlich angesprochen fühlen. Eine Überschrift wie So findest Du die perfekte Überschrift käme diesem Verlangen nach. Ob man dabei den Leser duzt oder siezt ist Geschmacksache und entscheidet sich letztendlich durch den Grundtenor des Mediums.
  • Gegensätze nutzen: Eine Überschrift wie Guter Titel, schlechter Text macht neugierig.
  • Emotionen wecken: Es gibt Texte, die drücken schon beim Lesen des Titels bestimmte Knöpfe und packen den Leser beim emotionalen Kragen. Emotionen kann man beispielsweise über die Wortwahl wecken, durch einen besonders provokanten oder polarisierenden Titel und natürlich mit Humor!
  • Klarheit ohne Kontext: Dies gilt vor allem für Überschriften im Netz. Denn während in den Printmedien beispielsweise mit Untertiteln noch einiges klargestellt werden kann, stehen hier Titel oftmals allein auf weiter Flur und sollten daher schon recht eindeutig preisgeben, worum es inhaltlich im Text geht.

Natürlich können und sollen nicht in jeder Überschrift all diese Punkte auf einmal beachtet werden – doch können sie bei fehlenden Geistesblitzen der Inspiration auf die Sprünge helfen.

Und what about SEO?

In vielen CM-Systemen ist die Überschrift zugleich der Title, der Google-Suchenden erscheint. Hier muss man zum einen besonders auf die Länge der Überschrift achten. Denn bei Google werden für gewöhnlich nur die ersten 55 Zeichen der Überschrift übernommen. Wird so bei einer zu langen Überschrift ein Teil abgeschnitten, fehlt am Ende vielleicht etwas Entscheidendes. Darüber hinaus sollte wer mit Keywords arbeitet zudem sein Hauptkeyword im Titel einbauen – am besten möglichst am Anfang.

Veröffentlicht von Michaela Groß

Autorin, Texterin, Lektorin